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Bühne | Kultur: Corona-Krise=Kulturkrise?
Das Corona-Virus stellt die Welt auf den Kopf und Kulturschaffende vor große Herausforderungen, denn sie können den regulären Betrieb nicht fortführen. Gerade kleinen Privattheatern droht eine Existenzkrise, wenn keine Einnahmen oder Förderungen erfolgen. MONA KAMPE im Gespräch mit den Machern des kleinsten Theaters in Hamburg.
Es sind ungewisse Zeiten, in denen sich die städtische Kultur vielerorts aktuell bewegt. Museen und Theater sind geschlossen, Veranstaltungen und Versammlungen verboten. Das Corona-Virus hat sich seine perfekte Bühne geschaffen, auf der es Angst und Schrecken verbreitet. Die Pandemie stiehlt jeder Performance die Show. Gerade die kleinen Theater mit freischaffenden Künstlern können die vorstellungsfreien Wochen nur schwer überleben – ihnen droht ohne Förderung die Insolvenz. Lars Ceglecki, Leiter des kleinsten Theater Hamburgs ›das Zimmer‹, findet klare Worte.
TITEL: Wie ist eure derzeitige Lage?
Lars Ceglecki: Wir haben am vergangenen Freitag [13.03.] unsere letzte Vorstellung gespielt. Einen Tag nach der Premiere des Stücks [›Alle sieben Wellen‹] war das für alle Beteiligten ein seltsamer, berührender Abend. Bei einer Schließung bis 30.4. werden wir 15 Vorstellungen nicht spielen können, das ist etwa ein Sechstel unserer gesamten Vorstellungen einer Spielzeit. Zwei ganze Produktionen kommen nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Aufführung. Bei einem weiteren Monat sind es zehn weitere Vorstellungen und zwei weitere Produktionen. Wir haben durch die bereits geschlossenen Verträge mit SchauspielerInnen, BühnenbildnerInnen und RegisseurInnen Ausgaben, aber keine Einnahmen. Das ist für ein kleines Theater unmöglich zu stemmen.
Haltet ihr die Entscheidungen der Bundesregierung/Stadt Hamburg für richtig?
In der momentanen Situation kann es ehrlich gesagt doch gar keine andere Entscheidung geben, als alle Veranstaltungen und Versammlungen zu unterbieten. Wir leisten mit der vorübergehenden Schließung unseres Theaters unseren Teil der gesellschaftlichen Verantwortung.
Wie gehen eure Künstler mit der Situation um?
Unseren Schauspielerinnen und Schauspielern geht es so wie allen freien Künstlerinnen und Künstlern: Alle Aufträge fallen aus, alle Einnahmen brechen weg. Da stehen jetzt Existenzen auf dem Spiel, weil KünstlerInnen ja eh nicht über ein dickes Finanzpolster verfügen. Die trifft es in dieser Situation wirklich am allerhärtesten und am allerschnellsten. Es bleibt zu hoffen, dass nicht allzu viele KollegInnen aufgeben und wir nach dieser Krise noch eine so spannende und aufregende Kulturszene haben, wie wir sie bisher kannten.
Was kann die Bundesregierung/Stadt Hamburg für euch tun?
Was uns als Theater jetzt am ehesten hilft, ist eine finanzielle Entschädigung für die ausgefallenen Vorstellungen und die nicht verkauften oder zurückgegebenen Karten. Damit könnten wir die nicht unerheblichen Mindereinnahmen kompensieren. Unsere Ausgaben (Miete, Strom, Telefon und so weiter) laufen ja schließlich weiter. Und wir würden auch gern unseren SchauspielerInnen eine Ausfallgage zahlen können, damit sie nicht ganz ohne Einnahmen dastehen. Aber es geht auch um die Zeit danach: Wenn wir dann irgendwann wieder aufmachen, müssen wir Geld in die Hand nehmen können, um unseren Spielbetrieb neu zu bewerben und darauf aufmerksam zu machen, dass wir wieder da sind.
Euer Appell an eurer Publikum?
Es gibt zwei Möglichkeiten, uns im Moment zu helfen: Bitte geben Sie gekaufte Karten nicht zurück. Die Karten verlieren nicht ihre Gültigkeit und können auch für andere Vorstellungen nach der Wiedereröffnung verwendet werden! Da werden wir einen ganz einfachen, unbürokratischen Weg finden. Die zweite Möglichkeit: Unterstützen Sie unseren Förderverein ›Freunde des Zimmers e.V.‹ – werden Sie Fördermitglied oder spenden Sie. Das Geld kommt direkt bei uns an und hilft uns sehr!
Ein Zitat, das euch für diese verrückte Lage angemessen scheint.
»In der Ruhe liegt die Kraft« – weil wir im Moment (notgedrungen) Zeit haben, uns mit Dingen zu beschäftigen, die lange liegen geblieben sind. Wir schöpfen, sind kreativ und frei und das hat eine ungeheure Kraft, die uns dann, wenn das alles überstanden ist und es wieder losgeht, hoffentlich in die Zukunft trägt. »Kultur beginnt im Herzen jedes Einzelnen« – also solange Ihr Herz schlägt, lebt die Kultur weiter. Helfen Sie mit, dass das so bleibt!
| MONA KAMPE
| Foto: Theater das Zimmer
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